Ich bin ganz neu hier im Forum. In letzter Zeit habe ich mich viel im Internet informiert und gelesen, allerdings hatte ich doch nie die Möglichkeit meine Gedanken, Gefühle zu schildern, weshalb ich mich nun hier angemeldet habe.

Als erstes möchte ich gleich erwähnen, dass ich weder psychologisch betreut bin und bisher auch nie betreut wurde. Ebenfalls habe ich so gut wie keine Erfahrungen in diesem Bereich.
Begonnen hat alles damit, dass ich im Internet ein wenig recherchiert habe, da ich wissen wollte, ob das was ich erlebe „normal“ ist.
Ich beginne mal damit, dass ich bereits seit einiger Zeit (ich weiss leider nicht mehr wie lange schon) immer wieder Gedanken hatte, die mich dazu brachten Dinge zu tun, die teilweise gar nicht dringend nötig sind, oder ich auch keine Lust dazu gehabt hätte. Da ich ehrlich gesagt nie gedacht hätte, dass ich evt. an einer psychischen Störung leiden könnte, ich schon sehr lange damit lebte und es als alltäglich betrachtete, nannte ich dies immer „Challenges“, die mein Hirn an mich stellt und die ich ausführen muss (zumal sie meistens auch immer schwieriger werden).

Hierzu vielleicht ein ganz simples aber alltägliches Beispiel von mir: Ich habe den Haustürschlüssel im Auto in der Garage (Einfamilienhaus) vergessen. Da ich noch bei meiner Familie lebe, wir noch weitere Schlüssel haben und mein Auto immer abgeschlossen ist, wäre es grundsätzlich absolut kein Problem gewesen den Schlüssel im Auto zu lassen, zumal ich keine Lust hatte, nochmal zum Auto zu gehen und den Schlüssel zu holen. Meine Gedanken „befahlen“ mir allerdings indirekt den Schlüssel zu holen („Geh und hol den Schlüssel, es könnte ja sein, dass in der Nacht ein Einbrecher kommt, das Auto aufbricht und den Schlüssel an sich nimmt.“). Hierzu muss ich noch erwähnen, dass ich immer wieder kontrollieren muss (von Zeit zu Zeit wurde es immer intensiver und aufwändiger), ob das Auto auch wirklich abgeschlossen ist. Das heisst ich drücke mehrmals auf das Schliesssymbol des Schlüssels, zähle genau wie oft es blinkt (und das muss ich mehrmals wiederholen), und muss bei jeder Türklinke + Kofferraum jeweils viermal ausprobieren (nacheinander), ob sie auch wirklich geschlossen ist. Aus diesem Grund hatte ich auch überhaupt keine Lust dazu, das Auto nochmal aufzuschliessen um den Schlüssel zu holen, um dann das gesamte Kontrollprozedere nochmal durchlaufen zu müssen. Schlussendlich musste ich es allerdings doch, da mir meine Gedanken sonst keine Ruhe gelassen hätten.
Das ist nur eines von vielen Beispielen. Ansonsten begleiten mich den Tag durch immer wieder mal Gedanken die spontan auftreten. Meistens dann, wenn ich nicht beschäftigt bin, oder ich über etwas nachdenke. Diese Gedanken treten mal häufiger und mal seltener auf. Allerdings sind sie so gut wie immer Warnungen, Drohungen an mich. So zum Beispiel : „Wenn du das jetzt nicht machst, dann passiert etwas Schreckliches (meistens direkt auf Familie, meine Haustiere, Freunde, etc. bezogen)“. Diese Gedanken kann ich nicht kontrollieren und auch wenn ich weiss, dass sie unsinnig sind, kann ich sie so gut wie nie, nicht befolgen. Die Angst dass dadurch vielleicht doch etwas passieren könnte ist zu gross.
Im Internet bin ich dann zufällig auf das Thema „Zwangskrankheiten“ gestossen. Allerdings steht dort oft, dass bis zu einem gewissen Mass Rituale noch normal sind.
Wie bereits beim Fall mit dem Auto zu erkennen, neige ich auch dazu Dinge mehrmals zu kontrollieren, ob auch wirklich alles abgesperrt, ausgeschalten ist, etc. Am Extremsten zeigt sich dies bei mir bei Türen (Verriegelungen).
Wenn meine Familie Zuhause ist, habe ich dieses Verlangen jedoch weniger, als wenn ich alleine bin und zum Beispiel das Haus verlasse. Besonders schlimm zeigt sich dieses Gefühl von Kontrolle bei mir wichtigen Menschen (Familie, etc.) und Tieren (meine Katzen, Pferde, etc.). So zum Beispiel bei meinem Pferd. Ich habe ein eigenes Pferd, welches in einem Pensionsstall untergebracht ist. Jeden Abend muss mehrmals kontrollieren ob die Box auch wirklich abgesperrt ist und ob es meinem Pferd gut geht, bevor ich gehe (Beine abtasten, Bauch abhören). Auch wenn ich mir zum Beispiel vollkommen sicher bin, dass ich die Box richtig abgesperrt habe. Schon oft musste ich mir deswegen anhören, dass ich „einen Knall“ hätte.
Ich für meinen Teil, muss jedoch diese Kontrollen durchführen, um einigermassen beruhigt nach Hause fahren zu können. Ebenfalls ist es auch schon vorgekommen, dass wenn ich einmal nicht zu meinem Pferd konnte (was ich übrigens möglichst versuche zu vermeiden, da ich dann ja nicht weiss, wie es ihm geht), ich anderen aufgetragen habe zu kontrollieren ob alles ok ist (also z.B. auch Bauch abhören...)

Denn diese Kontrollen sind unter anderem auch zeitaufwändig und obwohl ich sie als äusserst notwenig und wichtig erachte, hasse ich mich dafür, sie immer ausführen zu müssen.
Ebenfalls aufgefallen ist mir auch, dass manchmal wieder neue „Kontroll-Ideen“ hinzukommen und die bereits Vorhandenen zusätzlich erschweren oder ergänzen.
Ausserdem habe ich manchmal das Gefühl alles lesen zu müssen (oder meine Gedanken "zwingen" mich dazu: "Wenn du das jetzt nicht liest, dann..."). So muss ich zum Beispiel, wenn ich auf dem Handy einen Artikel auf einer Internetseite lesen will, auch wirklich alles lesen. Also inkl. Mobilnetzanbieter, Uhrzeit, Batterie des Handys sowie jedes einzelne Wort der geöffneten Internetseite (also auch die uninteressanten Dinge, die man normalerweise überspringt). Manchmal „erlauben“ mir meine Gedanken aber auch nicht alles lesen zu müssen. Hierfür darf ich aber nicht einfach mitten im Text aufhören, sondern muss bis zum Ende eines Kapitels lesen und genau dann aufhören. Wenn bereits ein Teil des neuen Kapitels in meinem Sichtfeld erscheint (auch wenn es nur die Andeutungen der ersten Buchstaben sind), muss ich dieses ebenfalls lesen. Ich muss also immer genau bis zu dem Spalt zwischen zwei Texten, Suchergebnissen, Bildern, Posts, etc. scrollen um mit dem Lesen aufhören zu dürfen. Besonders mühsam ist vor allem aber auch, dass ich alles perfekt lesen muss. Habe ich beim Lesen einen Fehler gemacht, etwas ungenau gelesen oder aus Versehen nochmal in den oberen Teil des Artikels geschaut, muss ich nochmals ganz von vorne beginnen. Also wieder beim Telefonanbieter. Dabei muss ich meistens von links nach rechts und von oben nach unten lesen. Wenn meine Gedanken "gnädig" sind

So kam es auch schon vor, dass ich während etwa einer Stunde den gleichen Text immer wieder lesen musste, da er nie perfekt war.
Manchmal versuche ich dagegen anzukämpfen und trotzdem einfach weiterzulesen, was mir jedoch nur äusserst selten geschieht (Oftmals wenn der Gedanke nur sehr schwach war). Meistens jedoch kriege ich bei meinen „Auflehnungsversuchen“ dann ein ungutes Gefühl.
Wenn es sehr schlimm ist, habe ich auch schon alles mit Buchstaben versucht zu meiden!
Hier muss ich aber noch erwähnen, dass ich nicht immer das Gefühl habe alles lesen zu müssen.
Besonders der Teil mit dem Lesen ist vom Gefühl her schlimmer geworden, seit ich über Zwangskrankheiten Bescheid weiss (obwohl es sich jetzt wieder ein wenig gebessert hat). Ob meine zwingenden Gedanken und Kontrollen ebenfalls schlimmer geworden sind, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall bin ich mir nun aber stets darüber bewusst. Während ich sie früher zwar schon als störend und unnötig wahrnahm, bin ich doch nie direkt auf die Idee gekommen, dass es etwas ungewöhnliches sein könnte.
Nun noch etwas allgemeiner zu meiner Person. Ich kann teilweise eine sehr schüchterne und unsichere Person sein, bin gleichzeitig aber auch schnell reizbar, ein wenig aufbrausend und ziemlich dickköpfig. Jedoch auch sehr sensibel und hilfsbereit. Allgemein bin ich eine sehr vorsichtige Person und mache mir immer sehr viele Gedanken und Sorgen, dass Menschen oder Tieren die mir viel bedeuten, etwas zustossen könnte. Ausserdem bin ich sehr perfektionistisch und unglaublich selbstkritisch. Obwohl ich nicht gläubig bin, bin ich doch ziemlich abergläubisch, weniger auf die Klassiker (schwarze Katze, 13, etc.) bezogen, sondern viel mehr in Kombination mit meinen Gedanken -> So schreibe ich zum Beispiel das kleine „t“ immer mit einem Bogen, da es mir ohne Bogen zu sehr einem „Totenkreuz“ gleichen würde. Ausserdem kann ich gewisse Dinge (meistens in Bezug auf meine Familie, Tiere,...) manchmal auch nicht aussprechen oder aufschreiben, aus Angst sie könnten dann eintreffen.
Ordentlich bin ich definitiv nicht, aber wenn ich dann mal aufräume, oder putze, muss es sorgfältig und ordentlich gemacht werden.
Sehr heikel bin ich mit Lebensmitteln. Beim Einkaufen nehme ich so gut wie nie die vordersten Produkte, sondern meistens die, die hinten im Regal waren. Ausserdem bin ich sehr vorsichtig mit dem Ablaufdatum, zu gross ist meine Angst etwas Verdorbenes zu mir zu nehmen. Auch hier habe ich schon oft gehört, dass ich „einen Knall“ hätte... Auch bilde ich mir sehr schnell ein, eine schlimme Krankheit zu haben, wenn ich im Internet nach Symptomen suche. Natürlich verspüre ich dann auch teilweise die passenden Symptome.

Zusätzlich bin ich ein Mensch, der sehr schnell ein schlechtes Gewissen kriegt. Das heisst egal wie sauer ich auf jemanden bin, und auch wenn ich mir vornehme strikt zu bleiben und nicht nachzugeben, kriege ich doch immer wieder ein schlechtes Gewissen. Hauptsächlich bei Menschen, die mir nahe stehen. Ausserdem muss ich zum Beispiel auch alle versuchen möglichst gleich zu behandeln. Gleich viele Streicheleinheiten (Tiere) etc.
Erwähnen möchte ich ebenfalls noch, dass ich als Kind eine Zeit lang „schlechte Gedanken“ hatte. Das heisst ich hatte Gedanken, die zum Beispiel meine Familie betrafen, ich aber auf keinen Fall so meinte. „Ich möchte, dass xy etwas passiert.“ Diese haben mich eine Zeit lang beschäftigt, bis sie dann, so viel ich weiss, wieder verschwanden.
Das alles ist jetzt sehr lang geworden und ich entschuldige mich dafür, dass es vielleicht auch ein wenig unübersichtlich, chaotisch geworden ist. Aber ich wollte einfach mal all meine Gedanken und Erfahrungen niederschreiben. Vielleicht könnt ihr mir ja ähnliche Erfahrungen berichten oder mir weiterhelfen. Ich weiss nämlich momentan gar nicht mehr so richtig, was das alles bedeutet und wie ich damit umgehen soll/muss. Oder ob ich vielleicht wieder einmal viel zu viel darin hinein interpretiere und alles vollkommen normal ist...

Viele liebe Grüsse und vielen Dank bereits im Voraus
Highlands